Ist die Finanzierung der Wohnungslosenhilfe gefährdet?

BENSHEIM. Kürzlich trafen sich die Mitglieder des Fördervereins Hilfen für Wohnungslose im Zentrum der Wohnungslosenhilfe am Weidenring zur Hauptversammlung.

In den Sommermonaten waren es Aktivitäten zum Hessentag, die die Vorstandsarbeit prägten, sowie die Hilfe bei Verhandlungen mit der Kreisbehörde. Im November floss durch eine Veranstaltung von Birgit Metzler, die mit Kindern malte und diese Bilder bei einer Veranstaltung im Pipapo-Kellertheater versteigerte, eine beachtliche Summe an den Verein. Das führte dazu, dass außer Kleidung auch Schlafsäcke, Isomatten und andere Dinge, die für Wohnsitzlose wichtig sind, gekauft werden konnten. Der Infostand im November vor dem Kaufhaus Ganz, verknüpft mit einem Bücherflohmarkt, war wieder sehr erfolgreich, vor allem als Anlaufstelle für alle Spender von Sachspenden wie Kleidung, Decken.

Die Weihnachtsfeier, die gerade für Menschen ohne Familie und ohne Wohnung eine Besonderheit ist, wurde in der Sankt-Laurentius-Kirchengemeinde gefeiert. Es war eine sehr schöne Feier, unterstützt von der Kirchengemeinde und Schülerinnen der Musikschule mit ihrer Lehrerin Hannelore Schmanke. Auch der Ehrenvorsitzende Gottfried Rupp griff in die Tasten seines Schifferklaviers.

Gesponsert wurde die Feier durch den Erlös der Versteigerung, die Harry Hegenbarth in der Adventszeit am Marktplatz abhielt. Am 24. Dezember wurde im Zentrum am Weidenring ein deftiges warmes Mittagessen aufgetischt, gesponsert von privaten Spendern.

Der Vorstand ist in großer Sorge, dass die kommunale Förderung dieser Wohnungsloseneinrichtung in der Zukunft reduziert wird. Zurzeit wird die Anzahl der Tage, die Wohnungslose pro Jahr in der Einrichtung zubringen dürfen, drastisch gekürzt. Das hat zur Folge, dass die Diakonie als Betreiberin weniger finanzielle Mittel zur Verfügung hat. So ist beispielsweise kein Tagespförtner mehr finanzierbar. Die Fahrradwerkstatt konnte aber aus Kostengründen nur als Verteilstelle, nicht mehr als Werkstatt geführt werden.

Der Förderverein hat deshalb in seiner Hauptversammlung beschlossen, den Kontakt zum Kreisbeigeordneten aufzunehmen, um seine Hilfe, auch bei Verhandlungen anzubieten.

Die Vorsitzende bedankte sich auch bei den Mitarbeitern der Diakonie für die Arbeit. Unvergessen ist der Satz vom damaligen Leiter der Diakonie Hendrik Raekow bei Gründung des Fördervereins 1996: “ Diese Leute brauchen Menschen, die ihnen eine Chance geben. Auch darum gründen wir diesen Verein.“ red

HINTERGRUND: HILFESUCHENDE WERDEN IMMER JÜNGER

Ein großes Problem sieht der Vorstand des Fördervereins in gestiegenen Anzahl der Bewohner. Die Menschen, die Hilfe benötigen, sind jünger als in den letzten Jahren. Im letzten Jahr wurden Daten gesammelt, um eine Fallstatistik zur Wohnungsnot zu erstellen. Es soll versucht werden, ein Frühwarnsystem für drohende Wohnungslosigkeit zu installieren. Die Anzahl der Beratungen ist von 2011 bis 2014 um 50 Prozent gestiegen.

Die Wohnungen, die als Übung zum Alleinleben dienen, sind voll belegt. Elf Menschen konnten in 2014 zwar wieder in eigene Wohnungen außerhalb des Zentrums einziehen und ein „normales“ Leben versuchen, es stehen aber zu wenig finanzierbare Kleinwohnungen zur Verfügung. red.

© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 23.06.2015