Landesehrenbrief für Gottfried Rupp

„Die ehrenamtliche Arbeit hat mein Leben reich gemacht“: Gottfried Rupp nahm in einer überzeugenden Bescheidenheit den Landesehrenbrief entgegen, den ihm gestern Vormittag Landrat Matthias Wilkes überreichte.

Er trat über Jahrzehnte hinweg als Fürsprecher für Menschen ein, die im sozialen und gesellschaftlichen Abseits stehen: Asylbewerber und Wohnungslose. Für sie stritt und kämpfte er unermüdlich und zielorientiert, bis ihnen nötiger Schutz und ein sicheres Dach zukam. Ein Herzstück, das aus seinem Verantwortungsgefühl für die Nöte der Mitmenschen geboren wurde, ist der Verein „Hilfen für Wohnungslose“, den er 1996 mit seinen Mitstreitern ins Leben rief.

Mit Geldern aus dem Landes-, Kreis- und städtischen Haushalt, von dem Diakonischen Werk und dem Verein konnte das Haus am Weidenring gebaut und 2000 eröffnet werden. Damit ging der Verein mit Gottfried Rupp als Motor einen gewaltigen Meilenstein vorwärts. Seine Tatkraft verhallte nicht. Eine besondere Reverenz erwiesen ihm zur Feier des Tages auch zwei ehemalige Wohnungslose.
Seine Frau, seine sechs Kinder mit ihren Lebenspartnern und drei Enkeln wohnten der durchaus berührenden Auszeichnung bei. „Sie haben für ihren unentgeltlichen Einsatz die Ehre mehr als verdient.“ Bürgermeister Thorsten Herrmann richtete das Wort an einen „herzensguten Mann“, der nach einem Menschenbild handelte, nach dem niemand in der Gemeinschaft durchs Netz fallen dürfe. Er stand für eine wärmere Gesellschaft ein.
Landrat Matthias Wilkes betonte das Engagement des Geehrten, der die christliche Werteorientierung als seine Leitschnur gesetzt habe. Er habe sich schutzlosen Menschen an die Seite gestellt. Mit Tatkraft und großer Hartnäckigkeit habe er an der Umsetzung seiner Hilfsprojekte gearbeitet. Der Landrat erinnerte an eine Situation vor zwölf Jahren, als er am Asylbewerberheim aus Angst vor Übergriffen aus der rechtsradikalen Szene zur Sicherheit der Bewohner selbst die Nachtwachen abhielt.
Stadtrat Adil Oyan ergänzte: „Der Ehrenbrief des Landes ist zwar die höchste Auszeichnung, die wir vergeben können, doch das ist für uns das mindeste.“ Gottfried Rupp habe Unvergleichliches geleistet.
Elke Ditter, die den Vorsitz im Verein „Hilfen für Wohnungslose“ übernommen hat, sah in dem Engagement ihres Vorgängers einen Beweis, dass sich für ein soziales Wohl aller Menschen einiges erreichen lässt. In den 70er Jahren organisierte Rupp Nachhilfe für Gastarbeiterkinder, in den 80er Jahre half er Asylbewerbern. Als er die Not der Wohnsitzlosen erkannte, sei er aktiv geworden. Gottfried Rupp habe stets die Solidarität der Gesellschaft eingefordert. Lag ihm eine Aufgabe besonders am Herzen, räumte er Widerstände solange zur Seite, bis das Ergebnis stand. Mit seiner Liebenswürdigkeit habe er stets Mitstreiter für seine Arbeit erwärmen können. Gottfried Rupp nutzte das Podium zu einem besonderen Dank, der zuvorderst seiner Frau galt, die ihm „Mut gemacht und den Rücken gestärkt“ habe.
Dass im Verein die Zusammenarbeit so gut und über Parteigrenzen hinweg funktionierte, habe ihn stets angespornt. Auf diese Weise konnte man eine Einheit in der Hilfsbereitschaft aufbieten, die sich in der Öffentlichkeit positiv niedergeschlagen habe. Für das Haus am Weidenring trug man eine halbe Million Euro an Spenden aus der Bevölkerung zusammen. Sein Dank galt zudem den Wohnungslosen, die ihm Vertrauen und Freundschaft entgegengebracht haben. (moni)
© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 02.10.2012